Frauenhilfe


Frauenhilfe

Die Frauenhilfsschwestern „waren es“, heißt es in der Geschichte der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, „die weitgehend treu und zuverlässig zu ihrem christlichen Glauben und der christlichen Nächstenliebe standen, und sie waren es auch, die während der nationalsozialistischen Diktatur um die Selbständigkeit ihres Verbandes kämpften und einer Eingliederung in die NS-Frauenschaft zu widerstehen suchten. Das bedeutete aber nicht, dass sie die Ziele des nationalsozialistischen Staates grundsätzlich in Frage stellten.“ Noch 1933 wurde die Frauenhilfe gleichgeschaltet und in Reichsfrauenhilfe umbenannt.

Praktizierte christliche Nächstenliebe war auch die Handelsmaxime der Frauenhilfsschwestern in Gebhardshagen, und sie wirkten für ein gemeinschaftliches Leben, so betreuten sie im Mai 1937 die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Goldenen Konfirmation. 45 Frauen gehörten zu dieser Zeit der Frauenhilfe in Gebhardshagen an.  Sie nahmen auch regelmäßig an den Jahresfesten des Landesverbandes Braunschweig teil. Am 23. Juli 1939 fand in Gebhardshagen ein Frauenhilfsfest mit über 300 Besucherinnen und Besuchern statt. Der vergrößerte Gemeindesaal reichte für die vielen Gäste nicht aus, so dass die Kaffeetafel gruppenweise nacheinander aufgesucht werden musste. Kurz darauf konnte die Frauenhilfe diesen nicht mehr für ihre Zusammenkünfte nutzen; er war mit polnischen Kriegsgefangenen belegt.  

Die Besinnung auf Bibel und Bekenntnis , die besonders in den Kriegsjahren im Mittelpunkt der Arbeit der Frauenhilfen vor Ort stand, bot den Frauen Ermutigung und Trost  und stärkte ihren Glauben. Je länger der Zweite Weltkrieg dauerte, je umfangreicher wurde die helfende Arbeit der Frauenhilfen. Auch in Gebhardshagen nahmen sich die Frauenhilfsschwestern, unterstützt von der Gemeindehelferin Elfriede Randau, der Menschen, die in Not waren, an. Am 26. März 1943 schrieb Pastor Lerche an die hauptamtliche Mitarbeiterin  im Landesverband Braunschweig, Helene von Sengbusch, von der Erkrankung der örtlichen Frauenhilfsvorsitzenden Toni Krentel und lud Fräulein von Sengbusch zu einem Vortrag nach Gebhardshagen ein. „Wir kommen eben immer“, schrieb Lerche, „am 3. Dienstag im Monat zusammen, aber nicht nur als Frauenhilfe, sondern im erweiterten Kreis christlicher Frauen aus altem Dorf und Siedlung; der Besuch läßt freilich oft zu wünschen übrig.“

Aufräumarbeiten kamen auf die Mitglieder der Frauenhilfe zu, nachdem durch eine am 30. November 1944 auf den Fuchskamp niedergehende Luftmine auch an den kirchlichen Gebäuden erhebliche Schäden entstanden waren. In den Nachkriegsjahren kümmerten sich die Gebhardshagener Frauenhilfsschwestern zudem um Flüchtlinge und Vertriebene. Die Frauenhilfsabende waren in der Regel gut besucht, und es bestanden sehr positive Kontakte zum Landesverband, dessen hauptamtliche Mitarbeiterin Helene von Sengbusch zeichnete im Mai 1953 etliche Gebhardshagener Frauenhilfsschwestern für 25jährige und längere Mitgliedschaft mit der silbernen Brosche aus. Bereits im Januar des Jahres war die Vorsitzende Margarete Knackstedt zur Ehrenvorsitzenden gewählt worden. Neue 1. Vorsitzende wurde Luise Volk, ihre Vertreterin Frau Pastor Martens, deren Mann wurde Rechnungsführer und Pastor Lerche Schriftführer. Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wurden Elli Krentel, die spätere 1. Vorsitzende, und Gertrud Helms gewählt.

Auch von Sengbuschs Nachfolgerin, Erika Kob, war des Öfteren in Gebhardshagen. Mitte der 1950er Jahre begannen auch wieder die regelmäßigen Frauenhilfsfahrten in die nähere Umgebung. Am 14. Juni 1960 wurde für den Pfarrbezirk  Gebhardshagen II (Siedlung)eine eigenständige Frauenhilfe gegründet. „Etwa 2000 Frauen aus dem alten Land Braunschweig“, schrieb die Salzgitter-Zeitung am 20. September 1961, „am Vortag in der Glückauf-Halle in Gebhardshagen zum Jahresfest des Landesverbandes Braunschweig  der Evangelischen Frauenhilfe zusammen.“ Prominente Gäste waren aus diesem Anlass nach Gebhardshagen gekommen: die Vorsitzende der evangelischen Frauenhilfe in Deutschland, Frau Krüger, Bischof Erdmann, Verwaltungspräsident Dr. Knost, Propst Cieslar, Oberstadtdirektor Paslat.  Es muss eine sehr gelungene Veranstaltung gewesen sein. Frau Kob vom Landesverband Braunschweig bedankte sich herzlich bei den Gebhardshagener Frauenhilfsschwester für die Mithilfe. Und auch das nächste Jahresfest des Landesverbandes, das alle zwei Jahre veranstaltet wurde,  fand am 17. September 1963 am gleichen Ort statt. Immer wieder erwähnenswert die Spendenbereitschaft der Frauenhilfe für kirchengemeindliche Zwecke, so die Kostenbeteiligung zur Restaurierung des alten Taufsteins in St. Nicolai (1963) und zur Anschaffung einer dritten Glocke für St. Nicolai (1966), und auch für übergemeindliche Zwecke, wie  die Beteiligung an der „Altenspeisung Blankenburg“ (1967/1968) und die Spende für die Opfer des Vietnam-Krieges (1975).